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Harzer Schmalspurbahnen stellen Ergebnisse des Entwicklungs- und Konsolidierungskonzepts vor
Heute präsentierten Katrin Müller, Geschäftsführerin der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB), sowie Thomas Balcerowski, HSB-Aufsichtsratsvorsitzender und Landrat des Harzkreises, in Wernigerode die Ergebnisse des jüngst fertiggestellten Entwicklungs- und Konsolidierungskonzepts zur Zukunft des Unternehmens. Erarbeitet wurde das mehrere hundert Seiten umfassende Konzept von der renommierten Beratungsfirma SCI Verkehr GmbH aus Köln.
Anlass für die Konzepterstellung war, dass die HSB in den letzten Jahren durch stark gestiegene Kosten in verschiedenen Bereichen zunehmend vor erhebliche finanzielle Herausforderungen gestellt worden war und die Situation sich im vergangenen Jahr zuspitzte. Die Bundesländer Sachsen-Anhalt und Thüringen als Aufgabenträger für den Nahverkehr sowie die kommunalen HSB-Gesellschafter reagierten darauf mit zusätzlichen finanziellen Hilfen – verbunden mit der Erwartung, dass die HSB ein nachhaltiges Konzept für ihre Zukunft entwickelt.
Die nun vorliegenden Ergebnisse der seit Januar 2025 laufenden Untersuchungen wurden zunächst am 31. Juli den Vertretern der zuständigen Ministerien in Sachsen-Anhalt und Thüringen vorgestellt und am 28. August den Gesellschaftern sowie dem Aufsichtsrat präsentiert. Am heutigen Tag informierte Katrin Müller auch die Mitarbeitenden der HSB bei einer eigens dafür einberufenen Versammlung.
Zentrale Ziele: Tradition bewahren – Zukunft gestalten
Im Mittelpunkt der Analysen stand in erster Linie die rein wirtschaftliche Betrachtung des Status Quo des Unternehmens mit dem Ziel, Maßnahmen zur Kostenbegrenzung wie zur Erlös- und Effizienzsteigerung zu entwickeln und Wege zur organisatorischen Weiterentwicklung aufzuzeigen. Besondere Aufmerksamkeit lag dabei auf dem Erhalt des 140,4 km umfassenden Streckennetzes, der Sicherung des touristisch wichtigen Dampfbetriebs, der Weiterentwicklung des HSB-Angebots als moderner Schienenpersonennahverkehr, der verlässlichen und effizienten Durchführung des Betriebes sowie auf der Steigerung von Reisekomfort und Fahrzeugverfügbarkeit.
Die Digitalisierung und moderne Technologien werden auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen. So wurde die bereits angestrebte Umrüstung der noch betriebsfähig zu erhaltenden historischen Fahrzeuge auf umweltfreundlichere Antriebe, wie beispielsweise die Leichtölfeuerung bei den Dampflokomotiven, in die Untersuchungen einbezogen. Darüber hinaus wurde anhand verschiedener Szenarien aber auch untersucht, unter welchen finanziellen Voraussetzungen ein Weiterbetrieb des Gesamtnetzes oder nur von Teilstrecken möglich ist.
Klarer Fahrplan für Investitionen und Modernisierung
Die Ergebnisse der gründlich in die Tiefe durchgeführten Analysen belegen in Summe, dass sich bei der HSB in den vergangenen Jahren erhebliche Investitions- und Instandhaltungsrückstände aufgehäuft haben – insbesondere bei der Infrastruktur und den Fahrzeugen. Für die nächsten zehn Jahre wird hier ein Sanierungs- und Modernisierungsbedarf in mittlerer dreistelliger Millionenhöhe erwartet. Die Handlungsempfehlungen von SCI Verkehr geben der HSB dabei neben strategischen Ausrichtungen auch einen klaren Zukunftskurs:
- Sanierung des Streckennetzes einschließlich aller dazugehörigen Bauwerke und technischer Anlagen
- Anschaffung einer neuen Fahrzeuggeneration in Form von Triebwagen mit alternativen Antrieben,
- Modernisierung der zu erhaltenden Dampf- und Diesellokomotiven sowie der historischen Wagen
- Neubau einer erweiterten Werkstatt für die Instandhaltung der künftigen Triebwagen,
- Umsetzung von Übergangsfahrplänen, bis die Modernisierungsmaßnahmen greifen.
Ein zentrales Element ist die notwendige Modernisierung der Werkstattinfrastruktur, da die bestehende Fahrzeugwerkstatt für die Instandhaltung einer neuen Fahrzeuggeneration nicht geeignet ist. Positiv hervorzuheben ist: Ein Personalabbau ist nicht vorgesehen – die HSB bleibt ein verlässlicher Arbeitgeber in der Region.
Nächste Schritte: Gemeinsam in die Zukunft
Die nun vorliegenden Ergebnisse bilden die Grundlage für die kommenden Gespräche mit den Ländern Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie den Gesellschaftern und Aufsichtsräten der HSB. Die anstehenden zukunftsweisenden Entscheidungen hängen maßgeblich von den künftigen Finanzierungsmöglichkeiten ab.
„Mit dem vorliegenden Konzept haben wir nun eine klare Orientierung, wie wir die HSB fit für die kommenden Jahrzehnte machen können – wirtschaftlich tragfähig, technisch modern und zugleich traditionsbewusst“, betonte Geschäftsführerin Katrin Müller.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Balcerowski ergänzte: „Die HSB ist weit mehr als nur ein Verkehrsmittel – sie ist ein Stück lebendige Kultur und ein bedeutender Tourismusfaktor im Harz. Mit den jetzt vorgestellten Maßnahmen legen wir die Basis, diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben.“